Mit einem soliden zeitgenössischen Stück Theaterkunst trat Regisseur Nenad Glavan jetzt im Theater des Museums für Zeitgenössische Kunst in Zagreb an die Öffentlichkeit. (von Dieter Topp)

BildInspiriert durch die zahlreichen Reisen des Marco Polo hatten Emilia Agnesa und Nenad Glavan einen vielschichtigen Text entworfen und den in ein medienübergreifendes Projekt eingebunden, das Storytelling, digitale Kunst, Augmented Reality, Rollenspiele, Chat-Interaktion, ortsspezifische Kunst, Video und Theater kombinierte.

Aus diesem Prozess entstand eine äußerst vielschichtige Performance. Zudem ermöglichte die offene Struktur im Vorfeld eine Beteiligung des Publikums via Internet über eine spezielle Applikation.

Die beiden wunderbaren Akteure Iskra Jirsak und Sven Jakir faszinierten das zahlreich erschienene Premierenpublikum mit einem gedanklichen Duell im Chat zweier Avatare: er – Marco Polo und sie – Kublai Khan, Ego und Alter Ego, Geschichtenerzähler und Auftraggeber, Herr und Diener im Rollenwechsel im „letzten Tango“ des Lebens und Tod – Erste Episode (die nach mehr verlangt). 

Die beiden Darsteller erschufen mit ausgezeichnetem Können eine mysteriöse Welt, in der alles etwas Anderes verbarg, das wie eine Zwiebel sich entfaltete: Manchmal ein bösartiges mentales Duell, in dem Täuschung, Abenteuer und Aufregung herrschten. Eine seltsame Odyssee, durchdrungen von Aktualitäten, verwandelte sich im Handumdrehen in einen bösartigen Thriller, der im Wesentlichen das menschliche Paradoxon in der Spaltung zwischen Schöpfung und Zerstörung, Licht und Dunkelheit, Eros und Thanatos zu hinterfragen Anlass gab.

In atemberaubend rascher Abfolge der Episoden (Bilder) spielte Erotik in ihrer Vielschichtig eine verbindende Rolle, ohne vorrangig oder gar vordergründig sein zu wollen. 
Dem Zuschauer blieb letztlich die Entscheidung, wieweit er sich persönlich involviert fühlen oder eher distanzierter Betrachter der Geschichte sein mochte.. 

Kein Nischentheater oder Underground Spektakel, sondern Contemporary Theatre „at its finest“. Kaum eine der zahlreichen Facetten von zeitgenössischem Theater blieb außen vor, ohne dass der immense technische Aufwand sich in irgendeiner Weise in den Vordergrund drängte.

In 80 Minuten wurde gesagt, was es zu sagen gab, prägnant und knapp, ohne unnötige aufgeblähte Text-Additionen. Ein Stück intelligentes, zeitgenössisches Theater, angetan, um auf Festivals gezeigt zu werden. Der Erfolg ist garantiert!

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